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Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
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Pressemitteilungen 2017 (Archiv)
Ansprechpartner: Sandra Jacob (E-Mail: info@[>>> Please remove the brackets! <<<]eva.mpg.de, Tel.: 0341-3550 122)

Schon Schimpansen und Kleinkinder wollen unsoziales Verhalten bestrafen
Damit wir in Gemeinschaften zusammenleben können, müssen wir miteinander kooperieren. Um das zu organisieren, bestrafen wir Mitmenschen, wenn sich diese unkooperativ verhalten. Bisher war unklar, wann sich in uns der Antrieb entwickelt, dieses Verhalten zu bestrafen – und ob diese Eigenschaft eine rein menschliche ist. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Kognitions- und Neurowissenschaften und für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben nun herausgefunden, dass bereits sechsjährige Kinder und Schimpansen unsoziales Handeln rügen wollen – und dafür sogar Kosten und Mühen auf sich nehmen, um selbst bei der Bestrafung dabei sein zu können.

Eine Analyse der DNA heutiger Bevölkerungsgruppen der Region Chachapoyas in Peru zeigt, dass die Ausdehnung des Inkareichs in dieser Region vor mehr als 500 Jahren nicht zu einer massenhaften Verdrängung der ursprünglichen Bevölkerung führte
Die Region Chachapoyas in Peru wurde im späten 15. Jahrhundert von den Inka erobert. Das Wissen um das Schicksal der ursprünglichen Bevölkerung basierte bislang größtenteils auf mündlichen Überlieferungen durch die Inka, die erst Jahrzehnte nach der spanischen Eroberung verschriftlicht wurden. Die Berichte der Inka besagten, dass die ursprüngliche Bevölkerung Chachapoyas zwangsweise umgesiedelt und über das Inka-Reich verstreut wurde. Eine jetzt in Scientific Reports veröffentlichte Studie eines internationalen Teams, zu dem auch Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte gehören, zeigt dagegen, dass sich trotz der Eroberung durch die Inka die Bevölkerung von Chachapoyas genetisch unterscheidet und nicht von der Bevölkerung des Kernlandes assimiliert wurde. Mark Stoneking vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig war ebenfalls an der Studie beteiligt.

Max-Planck-Forscher entdecken die bisher ältesten Abbildungen von angeleinten Hunden
Bei Forschungsarbeiten in der saudi-arabischen Wüste sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von den Max-Planck-Instituten für Menschheitsgeschichte und für evolutionäre Anthropologie auf bedeutende Zeugnisse früher menschlicher Besiedelung in der Region gestoßen. Mehr als 1400 in Felsen geritzte Abbildungen zeigen Menschen mit Hunden bei der Jagd. Die Forscher schätzen das Alter der Bilder auf mindestens 8000 bis 9000 Jahre.
Forscher zeigen, dass die Produktion von Lautäußerungen bei Schimpansen durch sozial-kognitive Prozesse beeinflusst werden
Menschen berücksichtigen beim Kommunizieren, ob ihrem Gegenüber bestimmte Informationen bereits zur Verfügung stehen und passen den Inhalt ihrer Äußerungen entsprechend an; eine Fähigkeit, die anderen Tieren, zumindest bisher, nicht zuerkannt wurde. Die Wissenschaftler Catherine Crockford und Roman Wittig vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Deutschland und Klaus Zuberbühler von der Universität Neuchâtel, Schweiz zeigen jetzt, dass frei lebende Schimpansen aus dem Budongo Forest in Uganda andere Artgenossen nur dann vor einer Gefahr warnen, wenn sie annehmen, dass diese nicht schon von ihr wissen. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die vokale Kommunikation von Schimpansen komplexer ist als bisher angenommen.

Die Tiere beobachten Mitglieder ihrer Gruppe bei der sozialen Fellpflege und mischen sich ein, wenn die Aktion ihren eigenen Status oder ihre sozialen Beziehungen gefährden könnte
Menschen schließen nicht nur komplexe und lang anhaltende soziale Beziehungen mit Freunden, Familie und romantischen Partnern. Sie registrieren auch mögliche Bedrohungen, denen diese Beziehungen ausgesetzt sind, und schützen sie eifersüchtig vor Außenseitern. Menschen beobachten auch Veränderungen im Beziehungsgeflecht um sich herum und versuchen Bündnisse zu verhindern, die ihnen langfristig schaden könnten. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig zeigen, dass Rußmangaben und Schimpansen, die in komplexen sozialen Gruppen leben, ebenfalls die Interaktionen ihrer Artgenossen beobachten und aktiv verhindern, dass Freunde neue Bündnisse bilden.

Die Schimpansenpopulation in Westafrika ist in den letzten 20 Jahren um 80 Prozent zurückgegangen und wurde daher im September 2016 von der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) als vom Aussterben bedrohte Unterart eingestuft. Infolge dieses dramatischen Rückgangs hat die Regierung von Guinea beschlossen, ihr Ziel umzusetzen und bis 2020 15 Prozent des Landes unter Naturschutz zu stellen. Am 28. September 2017 unterzeichnete Guineas Ministerin für Umwelt, Gewässer und Wälder einen Erlass zur Errichtung des Moyen-Bafing Nationalparks, der auf einer Fläche von 6.426 Quadratkilometern rund 4.000 Schimpansen beherbergen und somit das größte Schutzgebiet für westafrikanische Schimpansen in Guinea sein wird.

Menschen suchen Freunde, die einer anderen ethnischen oder religiösen Gruppe als der eigenen angehören, nach deren individuellen Eigenschaften aus
Obwohl die Schlagzeilen weltweit vor allem von Uneinigkeit und Konflikten beherrscht werden, schließen Menschen seit jeher Freundschaften über Gruppenzugehörigkeiten hinweg. Doch nach welchen Kriterien wählen sie Freunde aus, die einer anderen Gruppe angehören? In Zusammenarbeit mit Gartenbauern aus Bolivien haben Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der University of California Santa Barbara herausgefunden, dass Menschen sehr ähnliche Kriterien anwenden wie bei der Auswahl von Freunden innerhalb der eigenen Gemeinschaft: In beiden Fällen zählen vor allem individuelle kooperative Eigenschaften. Nur wenn es darum geht, begrenzte Ressourcen aufzuteilen, beeinflussen Gruppeneigenschaften die Wahl.

Mit dem Erbgut eines Neandertalers aus Europa lassen sich noch mehr Neandertaler-Spuren im Genom heute lebender Menschen entdecken
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben das Erbgut eines Neandertalers in hoher Qualität entschlüsselt, das 1980 in der Vindija-Höhle in Kroatien entdeckt worden war. Nach dem Erbgut eines Neandertalers aus dem Altai-Gebirge in Sibirien, das die Forscher 2014 entschlüsselt hatten, ist dies das zweite in dieser Qualität analysierte Neandertaler-Genom. Im Vergleich zum Neandertaler aus Sibirien ist das Individuum aus Kroatien näher mit den Neandertalern verwandt, die sich mit den Vorfahren jetzt lebender Menschen vermischten. Dank des nun entschlüsselten Genoms können die Forscher mehr Neandertaler-DNA im Erbgut heutiger Menschen identifizieren.

Schimpansen und Orang-Utans suchen nach Informationen, um Wissenslücken zu schließen
Sie verlassen das Haus und fragen sich beim Schließen der Tür, ob Sie den Herd ausgeschaltet haben. Die einfache Lösung ist, noch einmal umzukehren und nachzuschauen. Dieses Beispiel veranschaulicht eine wichtige Art des Denkens: Metakognition oder die Fähigkeit, eigene geistige Zustände zu überwachen. Vor dem Umkehren beurteilt der Mensch zunächst, ob er sich an das Ausschalten des Herds erinnert. Falls nicht, sucht er weitere Informationen, indem er nochmal nachschaut. Beim Menschen ist dieser Prozess flexibel gestaltet und auf alle möglichen Gedanken anwendbar. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Universität St. Andrews in Großbritannien stellten sich nun die Frage, wie sich Menschenaffen in einer ähnlichen Situation verhalten würden.

13 Millionen Jahre altes Fossil „Alesi“ aus Kenia wirft Licht auf die Herkunft der Menschenaffen
Die Entdeckung eines bemerkenswert gut erhaltenen fossilen Affenschädels in Kenia zeigt, wie der gemeinsame Vorfahr aller heute lebenden Menschenaffen und Menschen ausgesehen haben könnte. Der Fund gehört zu einem Affen-Kleinkind, das vor etwa 13 Millionen Jahren lebte. Dem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Isaiah Nengo vom Turkana Basin Institute der Stony Brook University und vom De Anza College, USA, gehörte auch Fred Spoor vom UCL in Großbritannien und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig an.

Königliche Ehrung für Max-Planck-Direktor
Der Direktor der Abteilung für Humanevolution am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig wurde am 30. Juli 2017 im Rahmen des Thronfestes (Fête du Trône) von König Mohamed VI von Marokko als einer von drei Preisträgern mit dem „Wissam Al Kafaa Al Fikria“-Orden geehrt. Diese höchste marokkanische Auszeichnung im Bereich Kultur und Wissenschaft würdigt Hublins Forschungsarbeit im Bereich der Paläoanthropologie und seine neuesten Erkenntnisse zum Ursprung unserer Art Homo sapiens.

Forscher beleuchten die Epidemiologie eines rätselhaften Krankheitserregers
Der atypische Milzbrand-Erreger Bacillus cereus biovar anthracis ist im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste offenbar weit verbreitet und stellt eine Gefahr für verschiedene Wildtiere dar. Auf lange Sicht könnte das Bakterium sogar dazu führen, dass die lokale Schimpansenpopulation ausstirbt. Das zeigt eine umfassende Studie von Wissenschaftlern des Robert Koch-Instituts, des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der Universität Glasgow und des ivorischen Tiergesundheitsinstituts.

Die Zähne von Nackthunden geben Forschern Hinweise über die Entwicklung und Evolution von Säugetierzähnen
Nackthunde unterscheiden sich von anderen Hunden nicht nur durch das fehlende Fell, sondern auch hinsichtlich der Anzahl und Beschaffenheit ihrer Zähne. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben die Schädel und Zähne von haarlosen Rassehunden aus der Sammlung des Phyletischen Museums der Universität Jena untersucht und belegt, dass das Gen FOXI3 an der Entwicklung der Zähne beteiligt ist – nicht nur bei Nackthunden, sondern möglicherweise auch bei anderen Säugetieren, inklusive des Menschen.

Weibliche Bonobos scheinen gehäuft das gleiche attraktive Männchen für die Paarung auszuwählen
Bonobos haben den Ruf, die friedlichen, freiheitsliebenden Hippies der Primatenwelt zu sein. Aber Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Arizona State University in Tempe, USA, haben entdeckt, dass trotz der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern bestimmte Männer einen überraschend starken Vorteil gegenüber anderen haben, wenn es darum geht, Nachkommen zu zeugen. So fanden die Forscher zum Beispiel heraus, dass der Bonobo-Mann mit dem größten Fortpflanzungserfolg mehr als 60 Prozent der nächsten Generation seiner Gruppe gezeugt hatte.

Forscher entdecken in Marokko die bislang ältesten Fossilien unserer Art
Neue Fossilien und Steinwerkzeuge aus Jebel Irhoud (Marokko) belegen den Ursprung des heutigen Menschen vor etwa 300.000 Jahren in Afrika. Diese Fossilien sind rund 100.000 Jahre älter als die ältesten bislang bekannten Homo sapiens-Funde und dokumentieren, dass bereits vor zirka 300.000 Jahren wichtige Veränderungen im Aussehen und Verhalten des modernen Menschen in ganz Afrika stattgefunden haben.

Ausgestorbener Europäischer Waldelefant war naher Verwandter der heute in Afrika lebenden Waldelefanten
Neuen Forschungsergebnissen zufolge ist der ausgestorbene Europäische Waldelefant näher mit dem Afrikanischen Waldelefanten verwandt als dieser mit seinem nächsten lebenden Verwandten, dem Afrikanischen Savannenelefanten. Bisher nahm man an, dass der vor 1,5 Millionen bis 100.000 Jahren in Eurasien lebende Paleoloxodon antiquus näher mit dem Asiatischen Elefanten verwandt war. Die Ergebnisse verdeutlichen darüber hinaus die lange unabhängige Evolutionsgeschichte heute lebender afrikanischer Elefanten, die bis vor einiger Zeit noch der gleichen Art zugerechnet wurden.

Forscher entwickeln Analysemethoden weiter, mit denen sie aus der Ferne die Größe von Wildtierpopulationen schätzen können
Kamerafallen kommen häufig zur Erforschung des Verhaltens von Tieren in freier Wildbahn oder der Artenvielfalt in abgelegenen Gebieten zum Einsatz. Wissenschaftler von der University of St. Andrews in Großbritannien, dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig haben jetzt Analysemethoden weiterentwickelt, sodass auch von Kamerafallen aufgezeichnete Daten weiter verarbeitet werden können. So können die Forscher zukünftig mithilfe von Daten aus Kamerafallen die Populationsgröße zahlreicher Wildtierarten in relativ kurzen Zeitabständen schätzen. Diese Informationen sind für den Artenschutz von äußerster Wichtigkeit.

Während Schimpansen sich lieber mit Artgenossen des jeweils eigenen Geschlechts umgeben, sind männliche und weibliche Bonobos meist mit Weibchen im Bunde
Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben die Daten über mehrere frei lebende Schimpansen- und Bonobogruppen miteinander verglichen und herausgefunden, dass Schimpansen sich lieber mit Angehörigen ihres eigenen Geschlechts umgeben. Bonobos beider Geschlechter hingegen suchen am liebsten die Nähe zu weiblichen Tieren. Grund für diese Vorliebe sind die jeweils unterschiedlichen Kooperationsziele beider Tierarten. Ähnlich wie Menschen unterstützen männliche Schimpansen einander bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen. Bonobomännchen, denen solche Konflikte weitestgehend fremd sind, verlassen sich hauptsächlich auf die Hilfe weiblicher Tiere, insbesondere ihrer Mütter, um Konflikte mit anderen Männchen in der Gruppe beizulegen. Bei beiden Arten kooperieren die Weibchen mit Artgenossinnen bei der Aufzucht des Nachwuchses.

Die Uran-Thorium-Datierung (U-Th) von Kalzitformationen, die sich unter und auf dem Schädel aus dem Mittleren Pleistozän gebildet hatten, weisen diesem ein Alter von zwischen 390.000 und 436.000 Jahren zu.
Ein internationales Forscherteam entdeckte kürzlich bei Ausgrabungsarbeiten in der Gruta da Aroeira in Torres Novas in Portugal einen fossilen menschlichen Schädel. Dieser war von Sedimenten umgeben, die sich auf einer Stalagmiten-Säule angesammelt hatten. Eine Kruste aus Kalzit hatte sich nach der Deposition auf dem Schädel gebildet. Dirk Hoffmann aus der Abteilung für Humanevolution am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie führte die U-Th-Datierung durch. Die Ergebnisse ergaben, dass der Schädel wenigstens 390.000 und höchstens 436.000 Jahre alt ist. Der Fund aus Aroeira ist der westlichste Fund eines Schädels aus dem Mittleren Pleistozän in Europa und einer der am besten datierten Funde aus dieser Epoche. Er könnte die Evolution des Menschen in Europa während des Pleistozäns näher beleuchten, darunter auch den Ursprung der Neandertaler. Die Studie wurde von J. Daura von der Universität Lissabon geleitet. Dem Team gehörten Forscher aus Portugal, Spanien, Deutschland und den USA an.

Die Besiedelungsgeschichte des Tibetischen Hochplateaus lag bis heute weitgehend im Dunkeln. Michael Meyer vom Institut für Geologie an der Uni Innsbruck hat gemeinsam mit seinem Team den bisher ältesten archäologischen Nachweis für dauerhafte Besiedelung des Hochplateaus erbracht und die Ergebnisse im Fachmagazin Science veröffentlicht. Dirk Hoffmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig war ebenfalls an der Studie beteiligt.