Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
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Pressemitteilungen 2015 (Archiv)
Ansprechpartnerin: Sandra Jacob (E-Mail: info@[>>> Please remove the brackets! <<<]eva.mpg.de, Tel.: 0341-3550 122)

In Zusammenarbeit mit Kollegen aus Italien haben Wissenschaftler der Abteilung für Humanevolution am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig Belege dafür gefunden, dass es aufgrund von Umweltveränderungen während eines vor 8.200 Jahren erfolgten schnellen Klimawandels vermehrt zu Strandungen verschiedener Cetaceenarten im Mittelmeer gekommen ist. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen: Ein abrupter Klimawandel – etwa in der Größenordnung des Worst-Case-Szenarios für die globale Erwärmung heute – könnte die Häufigkeit von Strandungen dramatisch beeinflussen und in den nächsten Jahrzehnten eine ernste Bedrohung für Waltiere darstellen.

Entschlüsselung alten Erbguts als wissenschaftlicher Durchbruch ausgezeichnet
Einer der Breakthrough Prizes 2016 in Life Sciences ging an den Max-Planck-Direktor Svante Pääbo für seine wegweisende Forschung bei der Sequenzierung alter DNA und alter Genome. Seine Forschung führte zu neuen Erkenntnissen zur Herkunft des modernen Menschen und dessen Beziehungen zu ausgestorbenen Verwandten, wie dem Neandertaler, sowie hinsichtlich der Evolution von menschlichen Populationen und für den modernen Menschen typischer Eigenschaften. Die sieben Auszeichnungen, jede mit einem Preisgeld von 3 Millionen US-Dollar dotiert, wurden den Preisträgern am 8. November im amerikanischen Silicon Valley verliehen.

Zahnstein von Schimpansen gibt Aufschluss über Ernährung und Verhalten der Tiere
Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben die im Zahnstein von verstorbenen Schimpansen enthaltenen Pflanzenreste analysiert und daraus Informationen über das Ernährungsverhalten der Tiere gewonnen. Die dem Zahnstein entnommenen Pflanzenbestandteile stimmen mit den Nahrungsdaten überein, die während der letzten zwanzig Jahre im Rahmen des Taï-Schimpansenprojektes an der Elfenbeinküste von frei lebenden Schimpansen gesammelt wurden. Darüber hinaus lassen sie Rückschlüsse auf im Leben eines Individuums wichtige Ereignisse zu. Bei größeren Populationen, wenn es unmöglich ist, einzelne Tiere über einen längeren Zeitraum hinweg direkt zu beobachten, bleiben solche Episoden im Leben eines Individuums sonst größtenteils verborgen.

Wissenschaftler belegen die Enthauptung eines Menschen vor 9.000 Jahren in Lapa do Santo in Brasilien
Nur wenige Gebräuche der amerikanischen Ureinwohner beeindruckten die europäischen Kolonialherren mehr als die Abtrennung und Zurschaustellung menschlicher Körperteile, besonders bei Enthauptungen. Heute gehen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass diese Praxis unter den Ureinwohnern des gesamten Kontinents üblich war und bereits seit langer Zeit existiert. Archäologische Funde belegen, dass in Südamerika die früheste Enthauptung vor etwa 3.000 Jahren in den Anden durchgeführt wurde. Weitere archäologisch dokumentierte Enthauptungen fanden ebenfalls in den Anden statt und wurden zum Beispiel von den Inka, Nazca, Moche, Wari und Tiwanaco praktiziert. Daher wurden Herkunft und eindeutige Ausführung dieser Praxis bisher als ein Phänomen der Andenregion betrachtet.

Um anderen Weibchen ihre Absichten zu verdeutlichen, nutzen Bonobo Weibchen Zeigegesten und Pantomime
Fingerzeig und pantomimisches Spiel sind wichtige Bestandteile der menschlichen Kommunikation. Doch bei Tieren gab es für diese Art der Kommunikation bisher kaum Belege. Die Forscherinnen Pamela Heidi Douglas und Liza Moscovice vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig machten jetzt eine interessante Entdeckung: Um Konflikte zu vermeiden, laden Bonobo-Weibchen andere Weibchen mittels Zeigegeste und pantomimischem Hüftschwung zu einem friedensstiftenden Techtelmechtel ein. Diese Beobachtung wirft nun neue spannende Fragen zur Evolution der menschlichen Sprache und Kommunikation auf.

Wissenschaftler haben in einer Höhle in Südafrika die fossilen Überreste einer bisher unbekannten Menschenart entdeckt
Die University of the Witwatersrand in Südafrika, die National Geographic Society und das South African Department of Science and Technology/National Research Foundation (DST/NRF) geben am 10. September 2015 die Entdeckung einer neuen Menschenart bekannt. Diese wird zu neuen Erkenntnissen über den Ursprung und die Diversität unserer Gattung beitragen. Darüber hinaus scheint Homo naledi die Körper seiner Verstorbenen bewusst in einem abgelegenen Höhlenraum abgelegt zu haben. Eine Bestattung von Toten hatten Wissenschaftler bisher nur dem modernen Menschen zugeschrieben. An der Studie waren auch Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig beteiligt.

Für seine wegweisende Forschung zu den Ursprüngen der sozialen Kognition wurde Michael Tomasello, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, im August 2015 auf der Jahresversammlung der APA in Toronto, Kanada, der renommierte Preis der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft verliehen. Seine Forschung habe zu revolutionären Erkenntnissen in den Bereichen Entwicklungspsychologie und Primatenkognition geführt, so die APA. Tomasellos Studien zur Kognition bei Menschenaffen zeigen, dass Primaten ein umfangreicheres Verständnis ihrer sozialen Umwelt haben als bisher angenommen. Seine Studien zum Erstspracherwerb und zum sozialen Lernen unterstreichen die Bedeutung der einzigartigen sozialen Motivationen des Menschen. Auch Tomasellos neue Forschungsansätze zur menschlichen Kooperation haben zu einem tieferen Verständnis der fundamentalen Unterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen in diesem Bereich beigetragen. Seine bahnbrechenden Theorien und eleganten Methoden haben Generationen von Studenten inspiriert.

Dominante Orang-Utan Männchen mit Backenwülsten zeugen die meisten Nachkommen – aber nur in Zeiten einer stabilen Rangordnung
Anders als bei den meisten Säugetieren gibt es bei männlichen Orang-Utans zwei unterschiedliche morphologische Typen: Einige entwickeln in ihren Gesichtern „Backenwülste“, andere nicht. Ein Forscherteam unter der Leitung von Graham L. Banes und Linda Vigilant vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig untersuchte den Fortpflanzungserfolg von Kusasi, dem ehemaligen dominanten Männchen in Camp Leakey im Tanjung Puting Nationalpark in Indonesien, und verglich ihn mit dem Erfolg nicht dominanter Männchen ohne Backenwülste. Dazu sammelten die Forscher Kotproben und führten Vaterschaftstests durch. Sie stellten fest, dass Kusasi während seiner Zeit als „König“ des Dschungels wesentlich mehr Nachkommen gezeugt hat als alle andere Männchen. Nur wenn es zu Instabilitäten in der Rangordnung kam – zu Beginn und am Ende von Kusasis „Herrschaft“ – zeugten auch andere Männchen erfolgreich Nachwuchs.

Mithilfe von Genanalysen entdecken Forscher in einem fragmentierten Waldgebiet unerwartet viele Schimpansen
Das Sammeln von Kotproben und die Analyse des darin enthaltenen Erbguts brachte ein Forscherteam auf die Spur einer unerwartet großen Schimpansenpopulation: Etwa dreimal so viele Tiere wie erwartet leben in zerstückelten Waldgebieten in der Nähe menschlicher Siedlungen in Uganda. Schimpansen scheinen also, zumindest auf kurze Sicht, besser mit der Lebensraumverschlechterung umgehen zu können als bisher angenommen. Die Forscher betonen jedoch, dass auch in Gebieten jenseits der Nationalparks und Waldschutzgebiete Maßnahmen zum Schutz der Menschenaffen ergriffen werden sollten.
Am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) nimmt unter der Leitung von Prof. Dr. Richard McElreath eine neue Abteilung für Verhalten, Ökologie und Kultur des Menschen ihre Arbeit auf.
Die neue Abteilung wird erforschen, welche Rolle die Kultur bei der Evolution und Anpassung des Menschen an seine Lebensräume gespielt hat. Komplexe soziale Lernprozesse waren die Voraussetzung sowohl für die besondere Anpassungsfähigkeit des Menschen als auch für die außergewöhnliche Größenordnung und Vielfalt menschlicher Gesellschaftsformen. Der methodologische Schwerpunkt der Abteilung wird auf der Verknüpfung von ethnographischer Feldforschung mit mathematischen Modellen und neuesten quantitativen Verfahren liegen.

Neuseeländisches Nationalsymbol gewährt Einblick in die Evolution nachtaktiver Vögel
Ungewöhnliche biologische Eigenschaften machen die flugunfähigen Kiwis zu einer einzigartigen Vogelgruppe. Wissenschaftler der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie haben den genetischen Code der vom Aussterben bedrohten Lebewesen sequenziert. Dabei konnten sie wertvolle Rückschlüsse auf die evolutionäre Entwicklung hin zu einem nachtaktiven Vogel mit fehlender Farbsichtigkeit aber ausgeprägtem Geruchssinn ziehen.

Victoriapithecus hatte ein im Verhältnis zur Körpergröße kleines Gehirn mit einem etwa dreimal so großen „Riechlappen“ wie vergleichbar große heute lebende Affenarten
Der älteste Vertreter der Altweltaffen, der Victoriapithecus, machte im Jahre 1997 erstmals Schlagzeilen, als sein versteinerter Schädel auf einer Insel innerhalb des Viktoriasees in Kenia gefunden wurde, wo das Äffchen vor 15 Millionen Jahren lebte. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Fred Spoor vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und dem University College London (UCL) in Großbritannien machten jetzt erstmals sein Gehirn sichtbar: Das winzige aber erstaunlich faltenreiche Gehirn verdeutlicht, dass sich im Stammbaum der Primaten die Komplexität des Gehirns vor dessen Größe entwickelt haben könnte. Besonders auffallend war die Größe des Riechlappens: Er war bei Victoriapithecus etwa dreimal so groß wie bei heute lebenden Affenarten.

DNA-Analysen eines 40.000 Jahre alten Kieferknochens aus Rumänien zeigen, dass sich moderne Menschen mit Neandertalern vermischt haben, als sie nach Europa einwanderten
Die Neandertaler sind vor etwa 40.000 Jahren ausgestorben, doch in den Genomen heute lebender Menschen aus Europa und Asien befinden sich noch etwa ein bis drei Prozent Neandertaler-DNA. Wissenschaftler haben jetzt DNA aus einem 37.000 bis 42.000 Jahre alten menschlichen Unterkiefer aus der Oase-Höhle in Rumänien untersucht und im Genom dieser Person sechs bis neun Prozent Neandertaler-DNA gefunden - mehr als bei jedem anderen bisher sequenzierten Menschen. Da lange Abschnitte der Chromosomen dieses Individuums vom Neandertaler stammen, schätzen die Forscher, dass er vor vier bis sechs Generationen einen Neandertaler-Vorfahren in seinem Stammbaum hatte. Dies belegt, dass einige der ersten modernen Menschen, die nach Europa kamen, sich mit den dort lebenden Neandertalern vermischten.

Kleinkinder setzen sich für die Bedürfnisse anderer ebenso ein wie für ihre eigenen
Viele Menschen halten Kleinkinder für stur, egoistisch und unfähig, mit anderen zu teilen. Doch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Universität Manchester in Großbritannien haben jetzt herausgefunden, dass schon dreijährige Kinder über ein überraschendes Maß an Fürsorge und einen intuitiven Sinn für eine opferorientierte Gerechtigkeit verfügen. Kleinkinder geben verlorene Dinge lieber an deren rechtmäßige Eigentümer zurück. Wenn das nicht möglich ist, hindern sie wenigstens andere daran zu nehmen, was ihnen nicht gehört. Darüber hinaus setzen sich sowohl Drei- als auch Fünfjährige für die Bedürfnisse einer anderen Person genauso stark ein wie für ihre eigenen – sogar wenn es sich bei dieser um eine Handpuppe handelt. Die Ergebnisse der Studie mit Kindern aus Deutschland vermitteln neue Einblicke wie der Gerechtigkeitssinn im Laufe der Evolution entstanden ist.

Der Mega-See Lake Mungo hat Australier vor 24.000 Jahren möglicherweise dazu inspiriert, inmitten der Wüste das Boot erneut zu erfinden
Geologen und Archäologen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der La Trobe University (Australien) und der University of Wollongong (Australien) haben inmitten der australischen Wüste erstmals Belege dafür gefunden, dass der Lake Mungo-See vor 24.000 Jahren einen größeren Füllgrad hatte, als bislang angenommen. Diese Entdeckung wird maßgeblich dabei helfen, frühere Klimaveränderungen besser zu verstehen. Darüber hinaus präsentieren die Forscher archäologische Belege dafür, dass die damaligen Menschen wiederholt eine in der Mitte des Mega-Sees entstandene Insel besuchten. Dazu hatten sie möglicherweise innerhalb der kurzen Zeit, die der Mega-See bestand, das Bootsfahren noch einmal erfunden.

Moderne Menschen hielten sich vor mindestens 45.900 Jahren im Nahen Osten auf und besiedelten von dort aus Europa
Ein multinationales Forscherteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig mit Partnern der Universitäten Leiden, Groningen (Niederlande), Mainz, York und Cambridge (Großbritannien) untersuchte Weichtierschalen, die aus Ksâr ‘Akil im Libanon stammen. Ksâr ‘Akil ist eine der wenigen archäologischen Fundstätten im Nahen Osten, wo Fossilien moderner Menschen in den gleichen Fundschichten wie Werkzeuge aus dem frühen Jungpaläolithikum (JP) ausgegraben wurden. Mithilfe der Radiokohlenstoff-Datierung bestimmten die Forscher das Alter von Schneckengehäusen der Art Phorcus turbinatus, deren Fleisch einst von unseren menschlichen Vorfahren verspeist worden war. Sie konnten jetzt zeigen, dass moderne Menschen sich vor mindestens 45.900 Jahren in der Levante aufgehalten haben. Das bestätigt die Präsenz anatomisch moderner Menschen mit Werkzeugen aus dem frühen Jungpaläolithikum in der Levante vor ihrer Ankunft in Europa und belegt, dass die Levante modernen Menschen als Korridor für die Besiedlung Europas diente.

Genetische Studien belegen, dass dominante Männchen keine Nachkommen mit ihren eigenen Töchtern zeugen
Einige weibliche Berggorillas verlassen ihre Geburtsgruppe nicht. Sie bleiben also in der Gesellschaft ihrer Väter, bei denen es sich häufig um das dominante Männchen der Gruppe handelt. Um dem Geschlechtsverkehr mit ihren Vätern aus dem Weg zu gehen und Inzucht möglichst zu vermeiden, wenden die Weibchen taktische Maßnahmen an. Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig zufolge funktioniert die Strategie der Weibchen so gut, dass die Gefahr, dass ein Alphamännchen Nachwuchs mit der eigenen Tochter zeugt, gleich Null ist.

Der diesjährige St Andrews Umweltpreis geht an ein Mehrstufenprojekt, das sich dem Schutz der größten noch verbliebenen Population frei lebender Schimpansen widmet, die in der Region Foutah Djallon-Bafing River (FDBR) in Guinea, Westafrika, beheimatet ist. Die Preisverleihung fand am 23. April 2015 an der University of St Andrews statt. Der Gewinner, Christophe Boesch von der Wild Chimpanzee Foundation (WCF) und Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, erhielt ein Preisgeld in Höhe von 100.000 US Dollar.

Frühe Angehörige unserer eigenen Art Homo sapiens könnten einer neuen Studie zufolge maßgeblich zum Untergang der Neandertaler beigetragen haben
Forscher von der Universität Bologna in Italien und vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig untersuchten zwei uralte Milchzähne aus der Grotta di Fumane und aus Riparo Bombrini in Norditalien und konnten diese anatomisch modernen Menschen zuordnen. Dazu wendeten die Forscher modernste Methoden an: Neue 14C-Daten von Knochen und Kohle aus Riparo Bombrini sowie bereits veröffentlichte genetische Daten zum Fund aus der Grotta di Fumane ergaben, dass es sich bei den Besitzern der Zähne um die ältesten modernen Menschen handelt, die der archäologischen Kultur des Aurignaciens angehörten und etwa zeitgleich mit den letzten Neandertalern lebten. Die Ergebnisse werden unser Verständnis des Miteinanders von modernen Menschen und Neandertalern sowie die Debatte um das Aussterben der Neandertaler maßgeblich prägen.

Freiwillige sichten Videomaterial aus Kamerafallen und bestimmen afrikanische Wildtiere
Mit Chimp&See starten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des Pan African Programms ein neues Citizen-Science-Projekt auf der Online-Plattform Zooniverse. Wer Biologen bei der Auswertung von Videosequenzen unterstützen möchte, die aus Kamerafallen in Afrika stammen, findet auf www.chimpandsee.org allgemeinverständlich aufbereitete Informationen und sichtet kurze Clips, auf denen mit etwas Glück Schimpansen und andere Wildtiere zu erkennen sind. Anlässlich des Earth Day am 22. April geht mit Chimp&See ein besonderes Citizen-Science-Projekt online.

Beim Konkurrieren um Weibchen leiden Bonobo Männchen an psychischem Stress
Bei vielen Tierarten steigt der Energieverbrauch der Männchen während der Paarungszeit an, was sich in einem erhöhten Stresslevel wiederspiegelt. Der Stress kann anhand des Cortisol-Spiegels im Urin gemessen werden. In einer neuen Studie zu Bonobos, einer uns sehr nahe verwandten Menschenaffenart, zeigen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, dass der erhöhte Stress der Männchen, wenn attraktive Weibchen in der Gruppe sind, nicht physiologisch bedingt ist.

Forscher haben eine neue Monitoring-Methode entwickelt, die die Geräusche von Schimpansen und zwei weiteren Affenarten automatisch aus der Geräuschkulisse des Regenwalds herausfiltert
Um zu schätzen, wie viele Primaten in einem bestimmten Abschnitt des Dschungels leben, schreiten Forscher normalerweise kilometerlange Streckenabschnitte ab, zählen die Primaten und ihre Rufe. Die zunehmende Verfügbarkeit audiovisueller Technologien brachte Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau auf die Idee, autonome Aufnahmegeräte in Kombination mit einer automatisierten Datenverarbeitung zur Überwachung frei lebender Primaten im Regenwald zu nutzen. Ein interdisziplinäres Team von Toningenieuren, Biomonitoring-Experten, Statistikern und Experten für die Lautäußerungen von Primaten arbeitete gemeinsam an diesem Projekt.

Analysen von fossilem Knochenkollagen zeigen, dass die in Südamerika einheimischen Huftiere eng mit Pferden, Nashörnern und Tapiren verwandt sind und nicht mit Elefanten
Charles Darwin entdeckte vor 180 Jahren in Uruguay und Argentinien als Erster Knochen der in Südamerika heimischen Huftiere Toxodon und Macrauchenia. Ihr genauer Platz im Stammbaum der Säugetiere wurde in Wissenschaftlerkreisen seit langer Zeit heftig debattiert. Ein internationales Forscherteam der Universität York und des Naturkundemuseums in London, des Amerikanischen Naturkundemuseums in New York und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat jetzt das evolutionäre Rätsel um die laut Darwin „seltsamsten jemals entdeckten Tiere“ gelöst. Es ist den Forschern gelungen, Lebewesen mithilfe von Proteinsequenzen aus dem Pleistozän stammesgeschichtlich einzuordnen - eine technische Meisterleistung, die ein neues Kapitel in der Paläontologie einleiten könnte.

Rekonstruktion des berühmten Homo habilis Fossils wirft ein neues Licht auf die menschliche Evolution
Mithilfe modernster bildgebender Verfahren rekonstruierte ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Fred Spoor vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und dem University College London das Originalfossil von Homo habilis. Die Rekonstruktion zeigt diesen bisher stets kontrovers diskutierten menschlichen Vorfahren jetzt in einem neuen und unerwarteten Licht. Die Ergebnisse offenbaren, das Homo habilis sich von anderen frühen menschlichen Arten unterscheidet und, dass seine evolutionären Wurzeln noch weiter zurück reichen als bisher gedacht. Die Forschung wurde von der Max-Planck-Gesellschaft unterstützt und in Zusammenarbeit mit den Nationalen Museen von Tansania durchgeführt.

Der vom Aussterben bedrohte Cross River Gorilla, eine Unterart des Westlichen Gorillas, lebt in einer artenreichen Region Afrikas im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun. In Kooperation mit Working Dogs for Conservation, dem North Carolina Zoo und der Wildlife Conservation Society (USA) nutzten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig jetzt erstmals Spürhunde zum Auffinden von Gorillakot, der dann für genetische Analysen zur Schätzung der Populationsgröße der Tiere verwendet wurde. Dabei verglichen die Forscher auch die Effektivität von Hunden und Menschen bei der Suche: Die Daten der Teams, die einen Spürhund mitführten, erlaubten verlässlichere Populationsschätzungen als die Daten der Teams, die sich ohne Hund auf die Suche begeben hatten.

Frühe menschliche Vorfahren wie der Australopithecus africanus nutzten ihre Hände bereits wie moderne Menschen
Die menschliche Hand unterscheidet sich in mancher Hinsicht von der Hand anderer Primaten. Mit ihr können wir Gegenstände präzise greifen und sie unter Kraftanwendung gebrauchen. Doch wie verwendeten unsere frühen menschlichen Vorfahren ihre Hände? Diese Frage war unter Wissenschaftlern lange umstritten. Anthropologen der University of Kent und des University College London, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Technischen Universität Wien konnten bestätigen, dass Australopithecus africanus vor drei bis zwei Millionen Jahren bereits Steinwerkzeuge nutzte. Er setzte dazu seine Hände auf dieselbe Art und Weise ein wie moderne Menschen heute.

Sprachen mit vielfältigen Tonhöhen entwickelten sich vor allem in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit
Das Wetter schlägt nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auch auf unsere Stimme. Ein internationales Forscherteam, darunter Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Psycholinguistik, evolutionäre Anthropologie und Mathematik in den Naturwissenschaften, hat den Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Evolution von Sprachen untersucht. Ihre Analyse hat ergeben, dass Sprachen mit vielfältigen Tonhöhen eher in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit vorkommen. Sprachen mit einfacheren Betonungen gibt es dagegen vor allem in trockenen Gebieten. Grund dafür ist, dass die Stimmlippen eine feuchte Umgebung brauchen, um den richtigen Ton zu treffen.

Schimpansen passen ihre “Futter-Rufe” an, um Gruppenmitglieder über die Kronengröße besonders beliebter Obstbäume der Art Nauclea diderichi zu informieren.
Menschenaffen verfügen über ein größeres Repertoire an Gesten als an Lautäußerungen. Darüber hinaus wurden die meisten Studien zur Kommunikation der Tiere in Zoos durchgeführt, wo sich die Umgebung und somit auch der sozio-ökologische Kommunikationskontext stark vom natürlichen Lebensraum der Tiere unterscheiden. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben jetzt den „Futter-Ruf“ genauer untersucht, der ausschließlich während der Nahrungsaufnahme vorkommt und sich an andere Gruppenmitglieder richtet.

Bei der Auswahl von Werkzeug zum Nüsseknacken berücksichtigen frei lebende Schimpansen bis zu fünf verschiedene Faktoren
Können Schimpansen einschätzen, welche im Regenwald verfügbaren Objekte sich besonders gut zum Nüsseknacken eignen und wählen sie diese dann bevorzugt als Werkzeug aus? Ein internationales Forscherteam vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat untersucht, welche der vor Ort verfügbaren Werkzeuge frei lebende Schimpansen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste benutzen, um Nüsse der Art Coula edulis zu knacken. Dabei fanden sie heraus, dass die Tiere das für die jeweilige Aufgabe passende Werkzeug flexibel auswählen und verschiedene Variablen und Bedingungen gleichzeitig berücksichtigen. Dazu gehören neben Gewicht, Material und Härtegrad des „Hammers“ auch der Ort, an dem sich der „Amboss“ befindet und die Entfernung dorthin.