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Minerva Fast Track Gruppe "Facetten frühen sozialen Lernens"

Die Minerva Fast Track Gruppe erforscht grundlegende Prozesse, die dem frühen sozialen Lernen in den ersten Lebensjahren zugrunde liegen. Darüber hinaus erforschen wir einzigartig menschliche Mechanismen des sozialen Lernens, indem wir Menschen mit anderen Menschenaffenarten vergleichen. Die Forschungsgruppe ist insbesondere durch drei Kernfragen motiviert:

  1. Lernen durch Beobachtung: Wie lernen Säuglinge von anderen Menschen außerhalb von Ewarchenen-geleiteten Interaktionen?
  2. Visuelle Aufmerksamkeitsorientierung: Wie lenken offene und verdeckte Aufmerksamkeitsprozesse den Fokus eines/einer Lernenden während des Beobachtungslernens?
  3. Methodenentwicklung: Wie kann Eye-Tracking Technologie für Studien mit nichtmenschlichen Menschenaffen und in Feldforschungsumgebungen außerhalb des Labors verbessert werden?

Laufende Forschungsprojekte, die sich mit diesen Fragen befassen, werden im Folgenden ausführlicher beschrieben.

Thema 1: Lernen durch Beobachtung

Die überwiegende Mehrheit an Studien zum sozialen Lernen im Säuglingsalter hat sich lange Zeit auf Lernsituationen konzentriert, die ein hohes Maß an Kind-gerichteter Kommunikation und pädagogischer Unterstützung beinhalten. Lernsituationen ohne die Anleitung durch Erwachsene wurden vergleichweise weniger beachtet. Um die bestehende Vielfalt der Art und Weise zu erfassen, in der Säuglinge mit anderen in Kontakt kommen und möglicherweise von ihnen lernen, sind Studien erforderlich, die ein breiteres Spektrum sozialer Lernenkontexte und -strategien untersuchen, einschließlich des Beobachtungslernens. Während die Relevanz des Beobachtungslernens in der kulturübergreifenden und anthropologischen Forschung lange erkannt wurde, bleibt es ein größtenteils unerforschter Lernkontext im Bereich der experimentellen Säuglingsforschung.

Um diese Limitation zu addressieren, untersucht die Minerva Fast Track Gruppe, wie die Beobachtung Dritter, insbesondere die beobachtete geteilter Aufmerksamkeit (“joint attention”), frühes Lernen beeinflusst. Eines unserer Projekte vergleicht das Gedächtnis für Objekte während beobachteter geteilter Aufmerksamkeit zwischen Menschen und nichtmenschlichen Menschenaffen, um unser Wissen über den evolutionären Weg der geteilten Aufmerksamkeit als einen menschlichen kulturellen Lernmechanismus zu erweitern. Ein anderes Projekt untersucht die aktive Rolle der/des Lerndenden und erweitert damit die traditionelle Auffassung von Beobachtung als einen primär passiven Akt der Informationsaufnahme.

Thema 2: Visuelle Aufmerksamkeitsorientierung während des Beobachtungslernens

Frühere Forschung hat ergeben, dass verschiedene visuelle Aufmerksamkeitsprozesse, einschließlich offener (Blick-basierter) und verdeckter Aufmerksamkeitsverschiebungen, das Objektlernen von Säuglingen während der geteilten Aufmerksamkeit mit einem sozialen Partner organisieren. Im Kontext der beobachteten geteilten Aufmerksamkeit ist es jedoch noch weitgehend unerforscht, wie Beobachtende ihre visuelle Aufmerksamkeit verteilen.

Unsere Gruppe untersucht beide Arten der Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang. Ein Projekt analysiert offene Blickmuster und untersucht die Möglichkeit, diese Muster als Diagnostikinstrument zu nutzen, um Rückschlüsse darüber zu ermöglichen, ob und wie Menschen und nichtmenschliche Menschenaffen während der beobachteten geteilter Aufmerksamkeit die “Geteiltheit” zwischen Individuen wahrnehmen. Ein weiteres Projekt untersucht verdeckte Aufmerksamkeitseffekte im Kontext von selbst erlebter und beobachteter geteilter Aufmerksamkeit vom Säuglings- bis zum Kleinkindalter.

Thema 3: Methodenentwicklung

Die automatisierte Messung von Blickbewegungen mittels "Eye-Tracking" Technologie hat sich zu einem populären Werkzeug und einer vielversprechenden Methode für die Untersuchung unbeobachtbarer mentaler Prozesse in präverbalen und nonverbalen Populationen entwickelt. Ursprünglich wurde Eye-Tracking für Laborstudien mit Erwachsenen entwickelt, doch inzwischen wird die Methode auch in der Forschung mit “schwierigeren” Populationen erfolgreich eingesetzt, darunter menschliche Säuglinge und nichtmenschliche Primaten. Darüber hinaus haben Forschende damit begonnen, Eye-Tracking in entlegenen Feldforschungsgebieten einzusetzen, was die Möglichkeit eröffnet auch außerhalb des Labors Studien zu erheben. Während Eye-Tracking in der Forschung mit menschlichen Säuglingen gut etabliert ist, ist die Anwendung der Methode bei Affen und in entlegenen Gebieten vergleichsweise neu und bringt besondere Herausforderung mit sich.

Ziel der Minerva Fast Track Gruppe ist es, diese Herausforderungen zu erkennen und anzugehen, praktische Lösungen zu entwickeln und zu breiteren Forschungsbemühungen beizutragen, Methodenstandards in diesen vergleichsweise neuen Anwendungsbereichen zu etablieren. Der methodische Schwerpunkt unserer Gruppe liegt auf der Entwicklung von Verfahren zur Verarbeitung und zum Vergleich von Eye-Tracking Daten mit unterschiedlicher Datenqualität, um faire Vergleiche zwischen verschiedenen Individuen, Populationen und über den Verlauf der Entwicklung hinweg zu ermöglichen.

Mitglieder der Gruppe

Gruppenleiterin

Postdoc

Daniela Schmidt

Doktorand:in