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Entschlüsselung frühmittelalterlicher Sozialstrukturen

Alte DNA beleuchtet die Verwandtschaftsbeziehungen, sozialen Praktiken und gesellschaftlichen Umbrüche frühmittelalterlicher Steppengruppen in Europa

Ein multidisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie hat alte DNA-Daten im Kontext archäologischer, anthropologischer und historischer Daten analysiert, um die soziale Dynamik awarischer Steppenvölker zu rekonstruieren, die das europäische Karpatenbecken im 6. Jahrhundert besiedelten. Die Studie umfasste die Analyse ganzer Gemeinschaften durch die Beprobung menschlicher Überreste aus vier vollständig ausgegrabenen awarischen Gräberfeldern sowie die Analyse alter DNA von insgesamt 424 Individuen, von denen etwa 300 einen nahen Verwandten im selben Gräberfeld aufwiesen. Das Team rekonstruierte mehrere umfangreiche Stammbäume, die zeigen, dass in den Gemeinschaften eine patrilineare Abstammung - über die Linie der Väter - vorherrschte. Frauen spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, indem sie den sozialen Zusammenhalt förderten und die Gemeinschaften durch Heiraten außerhalb ihrer ursprünglichen Gemeinschaft miteinander verbanden. Veränderungen innerhalb eines Fundortes deuten auf Umwälzungen im Zusammenhang mit politischen Veränderungen hin, die die genetische Herkunft der Gruppe jedoch nicht veränderten. Dies deutet darauf hin, dass genetische Kontinuität auf der Ebene der Abstammung den Austausch ganzer Gemeinschaften verschleiern kann, mit wichtigen Implikationen für die zukünftige archäologische und genetische Forschung.

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© Institut für Archäologische Wissenschaften, Eötvös Loránd Universitätsmuseum, Budapest, Ungarn