Forschung mit Hunden
Die Abteilung für vergleichende und Entwicklungspsychologie hat sich als Ziel gesetzt, die Evolution der verschiedenen kognitiven Prozesse zu erforschen. Der vergleichende Ansatz impliziert die Forschung mit verschiedenen Tierarten. Obwohl ein großer Teil unserer Studien mit den großen Menschenaffen durchgeführt wird, gilt unser Interesse auch anderen Tierarten, wie z.B. Ziegen, Robben und Hunden. Aus mehreren Gründen ist der Haushund (Canis familiaris) ein äußerst interessantes Beispiel, anhand dessen man verschiedene Fragen der Evolution kognitiver Fähigkeiten erforschen kann. Die Tatsache, dass Hunde mindestens 15.000 Jahre mit Menschen zusammen gelebt haben, könnte dazu geführt haben, dass die Menschen durch Selektion bestimmte kognitive Fähigkeiten des Hundes beeinflusst haben oder es sogar zu einer Koevolution der kognitiven Fähigkeiten von Hund und Mensch gekommen ist. Wir wissen zum Beispiel aus verschiedenen Studien, dass Hunde sensibel dafür sind, ob die Aufmerksamkeit des Menschen auf sie gerichtet ist. Auch wissen wir, dass Hunde kommunikative Hinweise des Menschen gut verstehen. Diese Fähigkeiten sind bei nicht-menschlichen Primaten und Wölfen bis jetzt nicht bekannt.
Unsere Forschung mit Hunden konzentriert sich auf folgende Themen:
Kommunikation Mensch-Hund
Im Mittelpunkt unserer Forschung steht die Frage, wie flexibel Hunde die menschliche Kommunikation verstehen oder nutzen können. So verbergen wir in unseren Studien Futter in einem von mehreren Bechern und weisen den Hund dann (z.B. durch eine Zeigegeste) auf das Versteck hin. Hunde können kommunikative Hinweise, wie menschliche Zeigegesten, besser nutzen als Wölfe und Schimpansen. Derzeit untersuchen wir, wie Hunde solche Gesten wahrnehmen und ob sie den referentiellen Charakter des Hinweises verstehen.
Außerdem interessiert uns, inwieweit Hunde andere Formen der menschlichen Kommunikation - wie das Benennen von Objekten oder symbolische und andere indirekte Hinweise - deuten können.
Empfohlene Publikationen
Tempelmann, S., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2014). Do domestic dogs learn words based on humans’ referential behaviour? PLoS One, 9(3): e91014. |
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Rossano, F., Nitzschner, M., & Tomasello, M. (2014). Domestic dogs and puppies can use human voice direction referentially. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 281(1785): 20133201. |
Kaminski, J., & Nitzschner, M. (2013). Do dogs get the point? A review of dog–human communication ability. Learning and Motivation, 44(4), 294-302. |
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Scheider, L., Kaminski, J., Call, J., & Tomasello, M. (2013). Do domestic dogs interpret pointing as a command? Animal Cognition, 16(3), 361-372. |
Kaminski, J., Schulz, L., & Tomasello, M. (2012). How dogs know when communication is intended for them. Developmental Science, 15(2), 222-232. |
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Grassmann, S., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2012). How two word-trained dogs integrate pointing and naming. Animal Cognition, 15(4), 657-665. |
Kaminski, J., Neumann, M., Bräuer, J., Call, J., & Tomasello, M. (2011). Dogs, Canis familiaris, communicate with humans to request but not to inform. Animal Behaviour, 82(4), 651-658. |
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Pettersson, H., Kaminski, J., Herrmann, E., & Tomasello, M. (2011). Understanding of human communicative motives in domestic dogs. Applied Animal Behaviour Science, 133(3-4), 235-245. |
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Scheider, L., Grassmann, S., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2011). Domestic dogs use contextual information and tone of voice when following a human pointing gesture. PLoS ONE, 6(7): e21676. |
Hare, B., Rosati, A. G., Kaminski, J., Bräuer, J., Call, J., & Tomasello, M. (2010). The domestication hypothesis for dogs' skills with human communication: a response to Udell et al. (2008) and, Wynne et al. (2008). Animal Behaviour, 79(2), e1-e6. |
Kaminski, J., Tempelmann, S., Call, J., & Tomasello, M. (2009). Domestic dogs comprehend human communication with iconic signs. Developmental Science, 12(6), 831-837. |
Kaminski, J., Fischer, J., & Call, J. (2008). Prospective object search in dogs: mixed evidence for knowledge of What and Where. Animal Cognition, 11(2), 367-371. |
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Riedel, J., Schumann, K., Kaminski, J., Call, J., & Tomasello, M. (2008). The early ontogeny of human – dog communication. Animal Behaviour, 75(3), 1003-1014. |
Hare, B., & Tomasello, M. (2005). Human-like social skills in dogs? Trends in Cognitive Sciences, 9(9), 439-444. |
Kaminski, J., Call, J., & Fischer, J. (2004). Word Learning in a Domestic Dog: Evidence for "Fast Mapping". Science, 304(5677), 1682-1683. |
Call, J., Bräuer, J., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2003). Domestic dogs (Canis familiaris) are sensitive to the attentional state of humans. Journal of Comparative Psychology, 117(3), 257-263. |
Visueller Perspektivwechsel
Die wichtigste Frage ist, ob Hunde verstehen, was andere sehen oder nicht sehen können. In diesen Studien können Hunde etwas sehen, das der anwesende Mensch nicht sehen kann, z.B. weil der Gegenstand aus dem Blickwinkel des Menschen durch eine Barriere verdeckt ist. Uns interessiert, ob sich Hunde durch diese Zusatzinformation einen Vorteil verschaffen. Es hat sich dabei z.B. gezeigt, dass Hunde verbotenes Futter öfter fressen, wenn sie wissen, dass der Mensch sie dabei nicht sehen kann.
Empfohlene Publikationen
Nitzschner, M., Kaminski, J., Melis, A., & Tomasello, M. (2014). Side matters: potential mechanisms underlying dogs' performance in a social eavesdropping paradigm. Animal Behaviour, 90, 263-271. |
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Hertel, A., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2014). Generalize or personalize - do dogs transfer an acquired rule to novel situations and persons? PLoS One, 9(7): 10266. |
Nitzschner, M., Melis, A. P., Kaminski, J., & Tomasello, M. (2012). Dogs (Canis familiaris) Evaluate Humans on the Basis of Direct Experiences Only. PLoS One, 7(10): e46880. |
Kaminski, J., Nitzschner, M., Wobber, V., Tennie, C., Bräuer, J., Call, J., & Tomasello, M. (2011). Do dogs distinguish rational from irrational acts? Animal Behaviour, 81(1), 195-203. |
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Mersmann, D., Tomasello, M., Call, J., Kaminski, J., & Taborsky, M. (2011). Simple Mechanisms Can Explain Social Learning in Domestic Dogs (Canis familiaris). Ethology, 117(8), 675-690. |
Tennie, C., Glabsch, E., Tempelmann, S., Bräuer, J., Kaminski, J., & Call, J. (2009). Dogs, Canis familiaris, fail to copy intransitive actions in third-party contextual imitation tasks. Animal Behaviour, 77(6), 1491-1499. |
Metakognitive Fähigkeiten
Uns interessiert, ob Hunde auf ihre eigenen Wahrnehmungs- und Wissenszustände Zugriff haben. Hier geht es nicht darum, was Hunde über andere wissen, sondern darum, was sie über sich selbst wissen. Es stellt sich z.B. die Frage, ob sie sich bewusst sind, was sie in der Vergangenheit gesehen haben.
Empfohlene Publikationen
Bräuer, J., Keckeisen, M., Pitsch, A., Kaminski, J., Call, J., & Tomasello, M. (2013). Domestic dogs conceal auditory but not visual information from others. Animal Cognition, 16(3), 351-359. |
Bräuer, J., & Call, J. (2011). The magic cup: great apes and domestic dogs (Canis familiaris) individuate objects according to their properties. Journal of Comparative Psychology, 125(3), 353-361. |
Bräuer, J., Call, J., & Tomasello, M. (2004). Visual perspective taking in dogs (Canis familiaris) in the presence of barriers. Applied Animal Behaviour Science, 88(3-4), 299-317. |
Physikalische Kognition
Hier stellen wir die Frage, wie Hunde ihre Umwelt wahrnehmen und was sie darüber verstehen. In diesen Studien geht es darum, ob Hunde bestimmte physikalische Zusammenhänge verstehen, zum Beispiel, dass Gegenstände weiter existieren, auch wenn man sie gerade nicht wahrnehmen kann. Es wird auch untersucht, ob Hunde kausale Zusammenhänge erkennen. Wenn man zum Beispiel einen mit Futter gefüllten Becher schüttelt, entsteht ein Geräusch, das durch das Futter verursacht wird.
Empfohlene Publikationen
Bräuer, J., & Call, J. (2011). The magic cup: great apes and domestic dogs (Canis familiaris) individuate objects according to their properties. Journal of Comparative Psychology, 125(3), 353-361. |
Rooijakkers, E. F., Kaminski, J., & Call, J. (2009). Comparing dogs and great apes in their ability to visually track object transpositions. Animal Cognition, 12(6), 789-796. |
Kooperation
In den Studien zur Kooperation untersuchen wir, wie Hunde untereinander und mit dem Menschen kooperieren. Koordinieren sie ihre Aktionen, um ein Problem gemeinsam zu lösen? Verstehen sie dabei die Rolle des Partners? LÄSST SICH EINE MOTIVATION, dem Menschen zu helfen, FESTSTELLEN? Erkennen HUNDE das Ziel des Menschen, wenn er Hilfe braucht? Zusätzlich interessiert uns, wie sich Kooperationsverhalten im Laufe der Domestikation entwickelt oder verändert hat. Hierzu führen wir vergleichende Studien mit Wölfen durch, den nächsten lebenden Verwandten des Hundes.
Die Forschung mit Hunden am Max-Planck-Institut beschränkt sich auf die Beobachtung ihres Verhaltens. Die Studien sind niemals invasiv. Wir lassen die Hunde verschiedene Aufgaben lösen und beobachten, wie sie mit ihrer Umgebung, mit Artgenossen oder mit dem Menschen interagieren. In den Studien setzen wir Leckerlis oder Spielzeug als Belohnung ein.
Derzeit laufen keinen Verhaltensstudien mit Haushunden am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an Susanne Mauritz (0341/3550483 oder mauritz@[>>> Please remove the text! <<<]eva.mpg.de).
Eine ehemalige Mitarbeiterin der Hundestudien, Frau Dr. Juliane Bräuer, gründet einen neuen Hundestudienbereich in Jena. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an Juliane Bräuer (03641-686-935 oder hundestudien@[>>> Please remove the text! <<<]shh.mpg.de).