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Die Ontogenese der sozialen Kognition bei Menschen

Diese Gruppe untersuchte grundlegende Prozesse der Kooperation, Kommunikation, Joint Attention (gemeinsame Aufmerksamkeit auf etwas richten), Imitation, Normativität und sozialen Kognition bei Kleinkindern und Kindern. Besonderes Interesse galt der Frage, wie sich Kinder an verschiedenartigen Interaktionen mit gemeinsamer Absicht beteiligen. Damit verbunden war ein kontinuierlicher Fokus auf das Verständnis von Kleinkindern für die Absichten anderer – ihre “Theory of Mind”.

Empfohlene Publikationen

Tomasello, M., & Carpenter, M. (2007). Shared intentionality. Developmental Science, 10(1), 121-125.
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Tomasello, M., Carpenter, M., Call, J., Behne, T., & Moll, H. (2005). Understanding and sharing intentions: The origins of cultural cognition. Behavioral and Brain Sciences, 28(5), 675-691.
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Zusammenarbeiten

Nachdem wir festgestellt hatten, dass sich einjährige Kinder (im Gegensatz zu Menschenaffen) in gemeinschaftliche Tätigkeiten einbringen, bei denen ein gemeinsames Ziel verfolgt wird, befassten wir uns genauer mit dem Verständnis der Kinder für diese Tätigkeiten. So untersuchten wir beispielsweise, wie Kinder darauf reagieren, wenn sie auf unterschiedliche Art und Weise bei gemeinschaftlichen Tätigkeiten unterbrochen wurden.

Wir beobachteten, wie Kinder Belohnungen mit einem anderen Kind teilen und wie sie bei gemeinschaftlichen Tätigkeiten Konflikte und Koordinationsprobleme lösen. Zusätzlich haben wir uns mit Fehlern beim Source Monitoring (einer Art „Erinnerungsfehler“) befasst, die Kinder während gemeinschaftlichen im Gegensatz zu nicht-gemeinschaftlichen Tätigkeiten machen und haben das Verständnis der Kinder für Verpflichtungen, die sich aus gemeinschaftlichen Tätigkeiten ergeben, untersucht.

Empfohlene Publikationen

Carpenter, M. (2009). Just how joint is joint action in infancy? Topics in Cognitive Science, 1(2), 380-392.
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Warneken, F., Chen, F., & Tomasello, M. (2006). Cooperative activities in young children and chimpanzees. Child Development, 77(3), 640-663.
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Wyman, E., & Tomasello, M. (2007). The ontogenetic origins of human cooperation. In R. I. M. Dunbar & Louise Barrett (Ed.), Oxford Handbook of Evolutionary Psychology (pp. 227-236). Oxford: Oxford University Press.
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Helfen

Basierend auf der Erkenntnis, dass einjährige Kinder anderen uneigennützig helfen, untersuchten wir, unter welchen Bedingungen sie dies tun. In einigen kürzlich abgeschlossenen Studien haben wir untersucht, welche Reaktionen Kinder zeigen, wenn sie für ihr Helfen belohnt werden und wie sich eine Ermutigung seitens der Eltern auswirkt. Ebenfalls wollten wir herausfinden, wem die Kinder wahrscheinlich helfen würden. Darüber hinaus haben wir untersucht, wem Kinder lieber helfen, und dabei herausgefunden, dass frühes prosoziales Verhalten durch die hilfsbedürftige Lage anderer und moralische Aspekte beeinflusst wird.

Empfohlene Publikationen

Over, H., & Carpenter, M. (2009). Eighteen-Month-Old Infants Show Increased Helping Following Priming With Affiliation. Psychological Science, 20(10), 1189-1193.
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Warneken, F., & Tomasello, M. (2006). Altruistic helping in human infants and young chimpanzees. Science, 311, 1301-1303.
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Warneken, F., & Tomasello, M. (2007). Helping and cooperation at 14 months of age. Infancy, 11(3), 271-294.
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Warneken, F., & Tomasello, M. (2009). Varieties of altruism in children and chimpanzees. Trends in Cognitive Sciences, 13(9), 397-402.
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Vorsprachliche Kommunikation

Kommunikation ist eine gemeinschaftliche Tätigkeit. Noch bevor sie sprechen können, warten Einjährige mit bereits recht fortgeschrittenen Fähigkeiten auf. So greifen Kleinkinder (im Gegensatz zu Menschenaffen) auf gemeinsam Erlebtes zurück, um Zeigegesten anderer zu interpretieren (einschließlich der Gesten gegenüber Dritten). Sie variieren die Art des Zeigens, je nachdem, welche Erfahrung sie mit den anderen geteilt haben. Etwas ältere Kinder interpretieren die Bitte anderer kooperativ und formulieren ihre eigene Bitte anders, je nachdem, aus welchem Grund die vorhergehende Kommunikation misslang. Weiterführende Forschung auf dem Gebiet der gestischen Kommunikation beinhaltet eine Reihe von Studien zum Zeigeverhalten bei 12 Monate alten Kleinkindern. Wir haben festgestellt, dass Kleinkinder aus verschiedenster Motivation Zeigegesten hervorbringen, einschließlich prosozialer Motive wie z.B. die mit anderen geteilte Aufmerksamkeit und das gemeinsame Interesse an etwas (das so genannte „deklarative“ Zeigen) und das Helfen durch Informieren mit Zeigegesten. Insbesondere haben wir zeigen können, dass Kleinkinder gegenüber Personen mit einem bestimmten Kenntnisstand andere Zeigegesten ausführen als gegenüber unwissenden. Ebenfalls unterschiedliche Gesten benutzen sie für Erwachsene, die in einer Situation aufmerksam sind und solche, die es nicht sind. Kleinkinder können (im Gegensatz zu Menschenaffen) sogar Zeigegesten einsetzen, um über abwesende Bezugsobjekte zu kommunizieren. Außerdem untersuchten wir die Entwicklung der Zeigegesten (einschließlich der Beziehungen zwischen dem Verstehen und Ausführen von Zeigegesten) und die Fähigkeit kleiner Kinder (und Menschenaffen), ikonische Gesten zu verstehen und zu produzieren.

Empfohlene Publikationen

Tomasello, M., Carpenter, M., & Liszkowski, U. (2007). A New Look at Infant Pointing. Child Development, 78(3), 705-722.
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Tomasello, M. (2008). Origins of Human Communication. Cambridge: MIT Press.
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Normativität

In einer Serie von Studien konnten wir zeigen, dass Kinder die intentionale und normative (von Regeln bestimmte) Struktur von gemeinsamen „So-tun-als-ob“-Spielen verstehen und sogar die vorgetäuschte Natur eines Objektes entsprechend der Personen und Kontexte ändern können, mit und in denen sie mit eben jenen Objekten zu tun hatten. Kinder lernen Spiele mit normativem Charakter und protestieren, wenn andere Spieler die Spielregeln verletzen. Weiterhin erforschten wir das normative Verständnis von Konzepten wie Besitz und Eigentum bei Kindern und gingen der Frage nach, wie Kinder soziale Normen verinnerlichen, was sich unter anderem daran ablesen lässt wie sie Schuldreaktionen anderer verstehen.

Empfohlene Publikationen

Rakoczy, H. (2008). Taking Fiction Seriously: Young Children Understand the Normative Structure of Joint Pretence Games. Developmental Psychology, 44(4), 1195-1201.
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Rakoczy, H., Warneken, F., & Tomasello, M. (2008). The Sources of Normativity: Young Children's Awareness of the Normative Structure of Games. Developmental Psychology, 44(3), 875-881.
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Wyman, E., Rakoczy, H., & Tomasello, M. (2009). Normativity and context in young children's pretend play. Cognitive Development, 24(2), 146-155.
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Imitation

Es wird angenommen, dass Kinder andere imitieren, um einerseits von ihnen zu lernen und sich ihnen andererseits sozial anzuschließen. Wir untersuchten beide Arten der Imitation. Beispielsweise haben wir gezeigt, dass Kinder von Erwachsenen anders lernen als von Gleichaltrigen und von vertrauenswürdigen Erwachsenen wiederum anders als von nicht vertrauenswürdigen. Sie haben ein Verständnis von den Zielen und Intentionen der anderen und benutzen dies, um sich zu entscheiden, welche der gezeigten Handlungen sie kopieren. In Bezug auf die soziale Funktion von Imitation haben wir Verbindungen zwischen Nachahmung und Helfen, sowie zwischen Gruppenzugehörigkeit und Imitation festgestellt. Das Thema der Gruppenzugehörigkeit bei Kindern untersuchten wir auch mit anderen Methoden.

Empfohlene Publikationen

Over, H., & Carpenter, M. (2009). Priming third-party ostracism increases affiliative imitation in children. Developmental Science, 12(3), F1-F8.
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Rakoczy, H., Warneken, F., & Tomasello, M. (2009). Young children's selective learning of rule games from reliable and unreliable models. Cognitive Development, 24(1), 61-69.
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Schwier, C., Van Maanen, C., Carpenter, M., & Tomasello, M. (2006). Rational imitation in 12-month-old infants. Infancy, 10(3), 303-311.
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Theory of Mind und Perspektivnahme

Wir konnten mit verschiedenen Methoden zeigen, dass sogar 9 – 12 Monate alte Kleinkinder nicht nur die Ziele anderer verstehen, sondern auch deren Absichten und die Strategien, die diese wählen, um ihre Ziele zu erreichen. Ähnlich verstehen Einjährige nicht nur was andere wahrnehmen, sondern auch worauf sie ihre Aufmerksamkeit konzentrieren, das heißt sie wissen genau, welches konkrete Objekt oder welche Ansicht eines Objektes andere in ihrem Blickfeld haben. Wir haben herausgefunden, dass Einjährige sogar verstehen, ob andere etwas wissen oder nicht, d. h. welche Dinge oder Ereignisse andere in der Vergangenheit erlebt haben. Im Gegensatz dazu haben jedoch sogar noch wesentlich ältere Kinder Schwierigkeiten, die visuelle Perspektive anderer einzunehmen. Wir haben auch untersucht unter welchen Bedingungen Kleinkinder wissen, was andere, abweichend von ihrer eigenen Perspektive, wissen und sehen können. Festgestellt haben wir, dass das gemeinsame Erleben einer Situation mit einem gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus es Kindern erleichtert zu verstehen, was andere wissen, es Kindern jedoch erschwert zu verstehen, was andere sehen können. Weiterhin haben wir gezeigt, dass Dreijährige wissen, dass zwei Menschen unterschiedliche Wünsche haben können und dass dieses Verständnis mit kontrolliertem Verhalten verbunden ist. Um zu erforschen, welches Verständnis Einjährige von den irrtümlichen Annahmen (false beliefs) anderer haben, nutzten wir verschiedene nicht-sprachliche Methoden.

Unsere Kernaussagen sind, dass Menschenaffen und Kleinkinder ein ähnliches Verständnis für die Absichten anderer haben, Kleinkinder jedoch Menschenaffen in ihrer Fähigkeit und Motivation, Absichten bei Dingen wie gemeinschaftlichen Tätigkeiten und kooperativer Kommunikation zu teilen, übertreffen.

Empfohlene Publikationen

Buttelmann, D., Carpenter, M., & Tomasello, M. (2009). Eighteen-month-old infants show false belief understanding in an active helping paradigm. Cognition, 112(2), 337-342.
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Moll, H., & Tomasello, M. (2006). Level 1 perspective-taking at 24 months of age. British Journal of Developmental Psychology, 24(3), 603-613.
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Moll, H., & Tomasello, M. (2007). How 14- and 18-month-olds know what others have experienced. Developmental Psychology, 43(2), 309-317.
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