Kinder- und Erwachsenenstudien
Im Vergleich zu anderen Spezies weist der Mensch eine außerordentliche Variabilität zwischen den Bevölkerungsgruppen auf. Wir gehen davon aus, dass der Ursprung der kulturellen Vielfalt des Menschen in der einzigartigen Natur der menschlichen kognitiven Entwicklung liegt. Unsere zentrale Frage lautet daher: Wie ist die kognitive Ontogenese des Menschen in einzigartiger Weise an die kulturelle Vielfalt angepasst und welchen Beitrag leistet sie dazu? Diese Frage ist von entscheidender Bedeutung, da kulturelle Vielfalt nicht nur unsere dominierende Anpassungsweise an lokale Lebensräume mit sich bringt, sondern auch der Schlüssel für den Aufbau unserer kognitiven Grundstrukturen ist. Eine umfassende Theorie der menschlichen Psychologie muss daher die Art und Weise berücksichtigen, in der sie sich an soziale und ökologische Verhältnisse anpasst und diese prägt, sowie die universellen kognitiven Grundlagen, die diese wechselseitige Interaktion ermöglichen.
Die Abteilung für Vergleichende Kulturpsychologie untersucht diese Fragen, indem sie entwicklungspsychologische und kulturübergreifende Verhaltensstudien, Verhaltensbeobachtungen und ethnografische Feldforschung miteinander kombiniert. Wir untersuchen kognitive Ähnlichkeiten und Unterschiede über die Ontogenese hinweg sowie deren interindividuelle und interkulturelle Ursachen.
Bisher hat die überwiegende Mehrheit der psychologischen Forschung die einzigartige kognitive Entwicklung des Menschen nur in begrenztem Umfang untersucht. Die kognitive Vielfalt zwischen Individuen und Kulturen wird unterschätzt, was zu begrenzten Stichproben führt. So wurde beispielsweise die überwiegende Mehrheit der Studien zur kognitiven Entwicklung des Menschen in industrialisierten Bevölkerungsgruppen des globalen Nordens durchgeführt. Der Versuch, den Menschen als Spezies auf der Grundlage solch enger Stichproben und ohne Berücksichtigung der kulturellen Vielfalt zu verstehen, ist bestenfalls unvollständig, aber vermutlich eher inkorrekt. Die umfassende Erforschung der einzigartigen menschlichen Psychologie erfordert eine programmatische Neuausrichtung, bei der die epistemische Relevanz der kognitiven Vielfalt und die methodischen Anforderungen an die Erforschung der Kognition in großem Umfang betont werden. Die Abteilung für Vergleichende Kulturpsychologie hat das Ziel, diese programmatische Neuausrichtung zu unterstützen und voranzutreiben.