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Homo sapiens erreichte das nördliche Europa schon vor 45.000 Jahren

H. sapiens erreichte die kalten nördlichen Regionen Mitteleuropas tausende Jahre bevor die letzten Neandertaler im südwestlichen Europa verschwanden

Ein internationales Forschungsteam berichtet über neue Fossilien des Homo sapiens aus der Ilsenhöhle in Ranis, Thüringen. Diese wurden auf ein Alter von etwa 45.000 Jahren datiert und zusammen mit klingenförmigen, teilweise beidseitig („bifaziell“) bearbeiteten Steingeräten gefunden. Diese sind Leitformen des Lincombian-Ranisian-Jerzmanowician (LRJ), eines archäologischen Technokomplexes, der am Übergang vom Mittelpaläolithikum zum Jungpaläolithikum steht und damit den Wechsel von Neandertalern zu anatomisch modernen Menschen darstellt. Die neu entdeckten Homo sapiens Fossilien zeigen nun eindeutig, dass sie auch die in Ranis vorkommenden fein gearbeiteten, bifaziellen Blattspitzen gefertigt haben, die vorher oftmals den Neandertalern zugeordnet wurden. Die neuen Entdeckungen belegen somit nicht nur die frühsten H. sapiens in Mittel- und Nordwesteuropa, sondern auch erstmals, das H. sapiens Träger des LRJ in Europa sind. Die teilweise beidseitig retuschierten Klingenspitzen aus Ranis – eine der Typuslokalitäten des LRJ – können mit Funden aus Europa, von Mähren und dem südöstlichen Polen im Osten bis zu den Britischen Inseln im Westen, verknüpft werden. Damit wird auch gezeigt, dass Homo sapiens Nordwesteuropa einige Tausend Jahre vor dem Aussterben der Neandertaler in Südwesteuropa erreichten.

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© Tim Schüler TLDA / Josephine Schubert, Museum Burg Ranis